Herr Dr. Schmidt, Sie sind jetzt seit einem Jahr Geschäftsführer bei der Delius Holding GmbH. Was ziehen Sie für eine Bilanz?
Dass das Jahr 2020 anders verlief als angenommen, ging wohl allen so. Dass es herausfordernd war, ist ebenfalls klar. Dennoch war es auch eine gute Möglichkeit das Unternehmen und damit insbesondere die Menschen in diesem Unternehmen besser kennenzulernen. Angesichts der besonderen Rahmenbedingungen, die das Jahr bereithielt, hat man sich nicht wie üblich in Workshops, auf Messen und Konferenzen über die neuesten Markttrends, Produktentwicklungen, Kundenereignisse oder sonstiges Geschäft in althergebrachter Weise ausgetauscht. Es ging viel mehr auch darum, welche unbekannten Risiken und Gefahren auf jeden Einzelnen, auf die Familien und das Unternehmen zukommen und wie wir mit diesen umgehen. Es war somit eine ungewohnte Situation und eine besondere Herausforderung, bei der wir gemeinsam sehr viel gelernt haben und eine Zeit, in der Teamwork, Zusammenhalt und Vertrauen eine noch größere Bedeutung hatten.
Was ist Ihr Überlebenstipp für Unternehmensführung in der Krise?
Ich halte es mit einem arabischen Sprichwort: Es gibt nur zwei Kamele, die es durch JEDE Wüste schaffen: Geduld und Humor.
Also, wichtig für mich in allen Krisen ist es noch besonnener und souveräner zu agieren, aktiv zu kommunizieren, um auch Sorgen und Ängste zu nehmen und in kleinen Schritten weiter diszipliniert nach vorne zu gehen. Und wenn möglich, dabei bitte den Humor nicht verlieren, denn schlimmer geht immer. ...
Haben Sie im Lockdown eine neue Gewohnheit entwickelt, die Sie auch danach gerne beibehalten wollen?
In den vergangenen Monaten hatte ich mehr Zeit für Spaziergänge in der Natur und zum Lesen. Das möchte ich wirklich gerne beibehalten. Dabei habe ich übrigens ein tolles Buch von unserem geschätzten Kollegen Peter Ellerbrock ausgeliehen bekommen, bei dem ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanke. (Das Buch kommt auch bald zurück ... . Versprochen.)
"Unsere Welt neu denken – Eine Einladung" von Maja Göpel. Sie ist nicht nur Nachhaltigkeitsforscherin, sondern auch Bielefelderin. Das sind schon zwei gute Voraussetzungen. ;-)
Und unter dem Eindruck der Corona-Krise erscheinen viele Passagen ihres aktuellen Buchs als treffende Bemerkungen auch zur derzeitigen Lage. Hier ein kleiner Auszug als Anreger: Unsere Welt steht an einem Kipp-Punkt, und wir spüren es. Einerseits geht es uns so gut wie nie, andererseits zeigen sich Verwerfungen, Zerstörung und Krisen, wohin wir sehen. Ob Umwelt oder Gesellschaft – scheinbar gleichzeitig sind unsere Systeme unter Stress geraten. Wir ahnen: So wie es ist, wird und kann es nicht bleiben. ...
Vielen Dank!
Ich danke Ihnen für das Interview und freue mich auf die Zeit nach Corona, vor allem wieder auf die persönlichen Begegnungen, die mir auch sehr fehlen. Bis dahin aber bitte gesund und zuversichtlich bleiben.